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… Und so lebten sie gesund und glücklich bis an ihr seliges Ende!

Aktualisiert: 24. Juni 2022

Wenigstens im Märchen – und Märchen sind sie alle, die Geschichten von der ewigen Liebe, dem ewigen Glück und der absoluten Sicherheit. «Und darum wird beim Happy End der Film gewöhnlich ausgeblendet….» schrieb einst Kurt Tucholsky in einem Gedicht. Denn das Leben ist nun einmal ein dauerndes Auf und Ab zwischen Glückseligkeit und Verzweiflung, gespickt mit Unsicherheiten, Überraschungen und unvorhersehbaren Ereignissen.


Nichts währt ewig! - Wir mögen das nicht, denn wir brauchen Sicherheit!

Die Wirtschaft braucht Sicherheit und die Politik braucht Sicherheit. Der Natur ist es egal, denn sie denkt nicht, weder voraus noch rückwärts. Unser Wunsch, dass es auf dem Höhepunkt des Glücks keine Veränderung mehr gebe, ist zwar herzig und verständlich, aber auch ein bisschen naiv.


Wir möchten Planungssicherheit, Jobsicherheit, Beziehungssicherheit, Gesundheitssicherheit, Vermögenssicherheit, etc. - Hauptsache sicher!

Für Abraham Maslow kam Sicherheit gleich nach den Grundbedürfnissen (essen, trinken, schlafen) und wer könnte denn da schon dagegen sein. Wir möchten doch alles für uns Gute auf immer zementieren und den Rest für immer ausmerzen.


Wie langweilig! Woher käme denn das Adrenalin? Woher die Schmetterlinge im Bauch? Woher die Entwicklung, das Wachsen und die Veränderung, die ab und zu auch einmal etwas Besseres als den Istzustand hervorbringen? Nur, sobald etwas die Zukunft betrifft wird es schwierig mit der Sicherheit. Wir wissen einfach nicht so recht, wohin die Reise geht und was auf uns zukommt.

In all dem können wir unsere eigene Sicherheit trotzdem ein bisschen erhöhen - für uns und unser Umfeld. Hier ein paar Tipps:


1) Sorgen Sie vor! Wenn Sie immer auf die günstigsten Entwicklungen zählen, dann sind Sie zwar ein extrem positiv denkender Optimist und wohl auch oft fröhlich, doch werden Sie ab und zu Schiffbruch erleiden. Margen einplanen, ein bisschen Vorräte anschaffen, altmodisch sparen und auf Reserven setzen, ist zwar nicht 100 % optimiert, sorgt aber für Entspannung und federt weich ab. Etwas «Sandbagging» hat noch niemandem geschadet.


2) Seien Sie zuverlässig, berechenbar und verlässlich! Ihr Umfeld wird es Ihnen danken, denn das schafft Sicherheit für die Anderen. Es ist einfach angenehmer, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ihre Versprechen einhalten, Abmachungen honorieren und klare Meinungen (es sei denn, sie würden offensichtlich widerlegt) und Werthaltungen über längere Zeit beibehalten. Zuverlässigkeit hilft, sich sicher, gut aufgehoben und respektiert zu fühlen, was Vertrauen generiert.


3) Seien Sie so authentisch wie möglich! Authentizität schafft Sicherheit und Vertrauen, denn wenn wir uns erkennen lassen, dann kommen das Richtige und die Richtigen auf uns zu. Bei authentischen Menschen wissen Sie auch, woran Sie sind, sie brauchen weniger Hypothesen und können eindeutigere Signale geben. Authentizität hilft Ihnen, das zu kriegen, was Sie wirklich brauchen.


4) Seien Sie offen und direkt, wo immer die gute Sitte und der Anstand das zulassen!

Jeder Mensch weiß gerne, woran er ist. Wenn Sie dies noch auf respektvolle, unterstützende Weise tun, dann helfen klare Meinungen und konkretes Feedback sogar, Dinge in die richtige Richtung zu bewegen und zu verändern. Das braucht zwar Mut, lohnt sich aber in jedem Fall und mit der Zeit werden Sie sogar eleganter im Anbringen von eindeutigen Wünschen.


5) Lernen Sie, das Risiko zu umarmen und bewusst zu suchen! Etwas, das wir nicht vermeiden können, gilt es, in unser Leben einzubeziehen. Damit wächst unsere Kompetenz, leichtfüßig mit Unsicherheit umzugehen. Wir lernen, die Risiken einzuschätzen, die Wahrscheinlichkeit von Super-GAUs zu beurteilen und Alternativszenarien zu kreieren, sodass der Schrecken des Super-GAUs relativiert wird.


6) Bauen Sie Toleranz und Resilienz auf! Die meisten von uns sind unglaublich verwöhnt, was Sicherheit anbelangt. Es muss nicht immer alles nach Plan laufen und perfekt sein. Es tut uns gut, zu improvisieren, uns neu zu orientieren, anzupassen und flexibler zu werden, denn zu viel Sicherheit macht mental faul, anspruchsvoll und stur. Das leichtfüßige, agile Spielen mit ungewohnten Situationen und Krisen eröffnet uns unglaubliche Freiräume, hilft neue Fähigkeiten zu entwickeln und öffnet zahlreiche Türen, von welchen wir nicht einmal wissen, dass es sie gibt...


7) Setzen Sie auf Vertrauen! Je mehr Vertrauen Sie haben, desto weniger Sicherheit brauchen Sie. Vertrauen hat zusätzlich den Vorteil, dass Sie dieses selber beeinflussen können, was bei Sicherheit nur bedingt der Fall ist aufgrund unserer hohen Vernetzung und der diversen Abhängigkeiten vom Umfeld.


Christina Kuenzle

Executive Coach und Symbolon-Spezialistin, Zürich


Bildnachweis: Shutterstock


Dieser Artikel ist im Oktober 2020 im Businessmagazin Ladies Drive erschienen.


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